Verschwundene Basler Geschäfte

derer Geschichte bei uns weiterlebt und gelebt wird. 

erstellt am 5. April 2014

Seit der Gründung von Pat's Uniform und Kostüm Verleih Schlenker in Basel im Jahr 2001 ist unser Sortiment auf rund 2'500 Kostüme und Uniformen angewachsen. Viele unserer Teile aus dem späten 19. und vor allem dem 20. Jahrhundert ist nicht nachgemacht, sondern Originale Stücke aus den Zeiten der Belle Epoque und der Roaring Twenties, sowie späterer Epochen. 

Egal aus welcher Epoche und aus welcher Region die verschiedenen Teile stammen, eines haben sie alle gemeinsam. Sie erzählen eine Geschichte. Wir von Pat's Uniform und Kostüm Verleih Schlenker sind seit jeher bestrebt, diese Geschichten für die Zukunft aufzubewahren.

Nun haben wir haben uns die Mühe gemacht, ein paar ausgewählte Schätze aus unserem Fundus, welche aus verschwundenen Basler Geschäften und ehemaligen Bewohnern aus Basel stammen, zusammenzufassen und ihre Geschichte zu erzählen. 

Überseekoffer des Lederwarengeschäftes Emil Hablützel    Lederwarengeschäftes Emil Hablützel

Überseekoffer des Lederwarengeschäftes Emil Hablützel an der Gerbergasse / Falknerstrasse. Der Koffer ist aus Speerholz mit Messingbeschlägen gefertigt und wurde, wie von der vorhandenen Postetikette zu entnehmen ist, zuletzt von einer Basler Familie im März 1967, welche am St. Alban-Graben gewohnt hatte, bei einer Reise nach Saas Fee benutzt. Der Koffer ist innern durch eine Trennwand getrennt und ist mit einem Aufsatz für Wäsche versehen. Trotz der Grösse ist der Koffer leer erstaunlich leicht. 1944 verstarb Emil Hablützel im Alter von 67 Jahren.

Ganterie Friedlin - Glacéhandschuhe

Die Ganterie Friedlin. Gegründet wurde die Firma ursprünglich 1865 von der Familie Kofler aus Tirol. Mit der Übernahme durch die Familie Friedlin änderte sich der Firmenname in Ganterie Friedlin.  Das Geschäft an der Stadthausgasse 7 in Basel wurde erst im Herbst 2013 aufgegeben. Die im Bild zu sehenden weissen Glacéhandschuhe aus Jungziegen oder Ziegenleder wurden ausschliesslich an Bällen getragen und gehörten einem Herren, welcher beim Kauf an der Schützenmattstrasse wohnte.

Drei typische Herrenhüte aus der Zeit des frühen 20. Jahrhunderts.     

Drei typische Herrenhüte aus der Zeit des frühen 20. Jahrhunderts. v.l.n.r. Klassisch harter Glanzzylinder ist mit langflorigem Samt bezogen. Chapeau Claque. Ideal für Konzertbesuche, um diesen unter dem Sitz zu deponieren. Melone oder auch Bowler, nach seinen Erfindern, Thomas und William Bowler, genannter Hut aus schwarzem Filz.

Chapellerie Weiss, 1874 gegründete Hutmacherfirma  Chapellerie Kahler  Chapellerie Weiss, 1874 gegründete Hutmacherfirma   

Etiketten der der oberen Hut-Modelle:

(Emanuel Weiss Sohn) Chapellerie Weiss, 1874 gegründete Hutmacherfirma, hatte 1936 ihr Geschäftsdomizil an der Aeschenvorstadt 37. Bevor das Geschäft Ende 1987 aufgegeben wurde, war die Chapellerie Weiss an der Falknerstrasse 33 zu Hause. Emanuel Weiss, Gründern der Firma, verstarb am 8. November 1967 82 jährig. Der letzte Geschäftsführer und Meister der E.E. Zunft zu Schneidern, Karl Eduard Mutz-Weiss, am 28. April 1989.

Chapellerie Kahler, welcher diesen Chapeau Claque der Pariser Firma D'Aelion vertrieb, wurde 1911 von der Frau S. Thorner in Luzern gegründet und war ein Herrenmode und Hutgeschäft, welches bis 1925 bestand hatte. Der Laden in Basel war an der Gerbergasse 48 eingemietet.

Die Firma Emil Gansser, die neben Hüten der Firma Christy's aus London auch Kleidung und Pelze in Basel verkaufte, hatte ihr Geschäft in der Freien Strasse 24. Am 10. Februar 1930 brach in den Geschäftsräumen ein Brand aus, welches das Geschäft grösstenteils zerstörte. Nur zwei Tage später verstarb Emil Gansser-Imhof nach schwerer Krankheit.

Karton-Hutschachtel der Chapellerie E. Heer.

Karton-Hutschachtel der Chapellerie E. Heer. 

Mützenfabrikation Charles Brönnimann - Berufsfeuerwehr Basel   Mützenfabrikation Charles Brönnimann - Berufsfeuerwehr Basel

Eine Firma, welche ihre Hüte selbst herstellte, war die Mützenfabrikation Charles Brönnimann (Jahrgang 1924), welcher das Geschäft von Frau Kämer (Krämer & Co. Helm und Mützenfarbik) am Spalenberg 41 mitte der 50er Jahre des 20. Jahrhunderts übernahm. Diese hatte sich auf die Fabrikation von Uniformhüten spezialisiert und betrieb das Geschäft später an der Dornacher-, und zuletzt an der Güterstrasse 170, ebenfalls in Basel. Sie lieferten unter anderem steife Uniform-Mützen an die SBB (Schweizerische Bundesbahnen), der Schweizer Armee, der Basler Polizei und im Bild, die Ausgangsmützen der Berufsfeuerwehr Basel, welche als Vorbild die Ausgangsmützen der USArmy des 2. Weltkrieges hatte und bis 2009 bei der BF Basel im Einsatz war. Charles Brönnimann verstarb 1992, ein Jahr, nachdem er das Geschäft aufgelöst hatte.

Smocking  Karl Geigy

Nicht nur Kleidung aus Basels Geschäften, sondern auch Kleidung bekannter Basler findet man in unserem Fundus. In diesem Fall handelt es sich um einen Smoking des Basler Modegeschäftes Wormann und Söhne, welche ihr Kleidergeschäft (Konfektionshaus) und Militärschneiderei zuerst an der an der Eisengasse 14, später in der Freien Strasse hatte. Hugo Wormann, Gründer des Modegeschäftes erlitt am 4. April 1924 einen tödlichen Schlaganfall.

Der Träger dieses am 29. Mai 1928 verkauften Smockings war niemand geringerer als Karl Geigy, welcher am 24. Juni 1860 in Steinen im Wiesental als Sohn des Basler Fabrikanten Carl (1834–1862) und Margaretha Emilie Burckhardt (1838–1911) geboren wurde. Karl Geigy war Mitgründer der Maschinenbaugesellschaft Basel und zog sich 1904 aus dem Berufsleben zurück. Er war seit 1937 Ehrenbürger von Münchenstein, wo er auch am 3. Januar 1943 verstarb. Der Smoking wurde uns vor etwa 2 Jahren von privater Seite geschenkt. Wir habe aber erst nach der Reinigung die Namens-Etiketten entdeckt, welche im Futter eingenäht wurden. Das Ensemble besteht aus Smockingjacke, Hose und Weste.

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 Originaler Zeitungsausschnitt der Firma Wormann & Co. von 1912. Emanuel Wormann, von 1911-36 Inhaber Herren-Modehauses war zudem Begründer des Velosportes und eifriger Ballonpionier. Ladengeschäft an der Eisengasse 14

Chemiserie Georg Frankenbach

Eine der grössten Kleider- & Wäschegeschäfte in Basel im ersten drittel des 20. Jahrhunderts war die Chemiserie Georg Frankenbach, welche Läden in der Aeschenvorstadt 42 und der Sternengasse 10 (Bornerhof) Betrieb. Die Chemiserie wurde 1908 von Georg Frankenbach und seiner Ehefrau Maria Magdalena geb. Müller gegründet und gab es bis 1934. Von dieser Firma besitzen wir eine grosse Menge an Kleidungstücken, wie Unterwäsche, gestärkten Kragen und Manschetten, sowie Krawatten und Fliegen.

Weisses Halbhemd aus Baumwolle mit verzierter Brust  Gestärkte Kragen  Kragenbox und wollene Unterwäsche aus der Chemiserie Georg Frankenbach. 

V.l.n.r. Weisses Halbhemd aus Baumwolle mit verzierter Brust. Gestärkte Kragen. Kragenbox und wollene Unterwäsche aus der Chemiserie Georg Frankenbach.

Originalinserat aus den Basler Nachrichten vom 11. Januar 1912.

Originalinserat aus den Basler Nachrichten vom 11. Januar 1912. 

Seiden- und Baumwollstrümpfe der Chemiserie Georg Frankenbach

Seiden- und Baumwollstrümpfe der Chemiserie Georg Frankenbach in der mit Papierspitze verzierten Kartonkiste.

Basler Geschaefte_4   Wäschegeschäft Metzger, später Metzger & Lampert

Das Wäschegeschäft Metzger, später Metzger & Lampert, betreiben das Geschäft heute noch am Münsterberg 2 wie schon 1930, jedoch wiederum unter anderem Namen. Blick auf zwei Vatermörder um 1910-1920.

Herrenmodegeschäft in Basel war Louis Abry  Belle Epoque Reitdress

Ein weiteres Herrenmodegeschäft in Basel war Louis Abry, von welchem das ganze Ensemble stammt. Leider haben wir nichts zu dieser Firma gefunden.

Übrigens liegt der Grund für die Verwendung des französisch geschrieben Basel - Bâle darin, dass die Verwendung von fremdsprachigen Wörtern als gebildet galt und viele Modeteile auch aus den Metropolen wie Paris und London stammten. 

Spezialgeschäft R. Bruckner Sohn

Das Spezialgeschäft R. Bruckner Sohn für Leinen-, Baumwoll- und Wollwaren, von welcher dieser Frack stammt, gab es schon 1842. Das Ladengeschäft hatte die Firma ab 1936 in den 1935 neu erbauten Gebäuden an der Gerbergasse 18-22. 

Wybert Tablettendose aus Silber der goldenen Apotheke Basel um 1910

Wybert Tablettendose aus Silber der goldenen Apotheke Basel um 1905. Der Name GABA ist ein Akronym von Goldene Apotheke Basel. Die Apotheke befand sich an der Rüdengasse 1, resp. Freien Strasse 20.

Schon 1638 wurde die Apotheke als eine der ersten ihrer Art in Basel gegründet. Sie gilt zudem als eine der ältesten noch bestehenden Firmen in der Schweiz.  Aus den USA brachte der Basler Arzt Emanuel Wybert (1807–1884) 1846 das Rezept eines Hustenmittels mit. Hermann Geiger, damaliger Besitzer der Goldenen Apotheke und guter Freund von E. Wabert bot im selben Jahr, während einer Grippe-Epidemie, die nach diesem Rezept hergestellten Wybertli-Pastillen an. Ab 1906 wurden die Wybertli im elsässischen St. Louis von Hermann Geiger und dessen Bruder Paul Geiger hergestellt. Ab 1910 wurde der Name in Gaba-Tabletten geändert. Weitere Infos findet man auch auf Wikipedia.

Kartonschachtel aus den 30er Jahren des

Kartonschachtel aus den 30er Jahren des "Magazine zum Wilden Mann". Der Begründer eines der grössten Schweizer Geschäfte für Mode und Konfektionswaren war Jakob Sutter, welcher den ehemaligen Gasthof zum Wilden Mann (L`Hôtel du Sauvage à Bâle) in der Freien Strasse 35 im April 1879 erstanden und umgebaut hatte. 1930 wurde das Gebäude teilweise abgebrochen und vom Architekt Rudolf Euter-Oeri neu gebaut und im September 1931 neu eröffnet. 

Couvert aus dem    Basler Geschaefte_4

Rechts: Couvert aus dem "Magazine zum Wilden Mann" aus den 1910er Jahren mit schwarzen Perlenspitzen. Aus einem Privaten Haushalt haben wir eine ganze Menge an Spitzen, Stoffen, Knöpfen und vielem weiteren erhalten aus dem damaligen Angebot des "Magazine zum Wilden Mann". 

Links: Kartonschachtel der Tuch AG zum Wilden Mann, welche 1922 von der Firma Schild übernommen wurde. Die Kleiderkette Schild unterhält bis zum heutigen Tag am selben Standort wie dazumal das "Magazine zum Wilden Mann" ihr Ladengeschäft an der Freien Strasse 35.

Basler Geschaefte_1

Wie viele andere grosse Städte, bot das alte Basel auch vieles anderes. So zum Beispiel gab es eine ganze Fülle von Fotostudios. Wir besitzen eine grössere Sammlung an alten Fotos, vor allem zwischen 1890 und 1920. Eine Übersicht der Basler Fotografen jener Zeit findet man auf der Webseite "Lexikon der Fotografen".

vom Kanton Basel-Stadt ausgestellt Dokumente

Ein letztes Thema sind allerlei Dokumente aus Basel. Neben Rechnungsquittungen und Katalogen, besitzen wir auch einiges an offiziellen Dokumenten von Firmen aus Basel, aber auch vom Kanton Basel-Stadt ausgestellt Dokumente und zwar ab 1800. Im Bild v.l.n.r: Collegienbuch der Universität Basel aus den späten 1910er Jahren. Niederlassungsbewilligung des General-Direktors der Basler Lebens-Versicherungsgesellschaft von 1874 und das Mitgliederheft der Alters- und hinterlassenen Versicherung des Kanton Basel-Stadt von 1918.

Zu diesen zeitgenössischen Dokumenten gehören neben zivilen auch militärische. Ernennungsurkunde von Rudolf Frey von Basel zum Oberst des 2. Landwehr Regimentes vom 10. Februar 1830.

Zu diesen zeitgenössischen Dokumenten gehören neben zivilen auch militärische. Ernennungsurkunde von Rudolf Frey von Basel zum Oberst des 2. Landwehr Regimentes vom 10. Februar 1830.

 

Liegen bei Ihnen auch noch alte Kleider, Hüte, Prospekte und weiteres und Sie wissen nicht wohin damit, melden Se sich bei uns. Wir sind immer interessiert.

Haben wir Sie neugierig gemacht und sind Sie an Basler Geschichten interessiert, so empfehlen wir Ihnen die Webseite von Roger Jean Rebmann www.altbasel.ch, sowie die Facebookgruppe "Verschwundenes Basel" und den Treff für alles rund um Basel "Bebbi Träff".

Zudem gibt es die Möglichkeit, all diese Teile, sowie auch vieles weiteres zur Geschichte Basels bei uns im Laden man der Schützenmattstrasse 37 in Basel als Führung zu besichtigen. Fragen Sie uns nach den Möglichkeiten und tauchen Sie ein in Basels Geschichte von anno Dazumal.

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