8. Juni
Siebter und letzter Tag unserer Tour in der Normandie. Wahnsinn, wie rasch die Zeit vorbeigegangen ist. Wir hatten unsere Royal Air Force Uniformen für den letzten Tag mitgenommen, da wir über drei Ecken zu einem speziellen Gedenkevent vom Bürgermeister der Stadt Bayeux eingeladen wurden. Dies sollte um 09:30 in Saint-Vigor-le-Grand im Manoir du Petit Magny stattfinden.
Das Schloss des französischen Adels, früher auch ein Kloster, das Waisen ein Zuhause bot, war während der deutschen Besatzung ein Militärhauptquartier und später das Hauptquartier der kanadischen Luftwaffe. Gleich nebenan richteten die Kanadier nach der Eroberung einen Flugplatz ein.
Wir schon die ganze Woche zuvor, erzählte uns auch hier eine ältere Dame von ihrem Bruder, welcher als britischer Airborne der SAS (Special Air Service) in der Normandie gelandet war un den Krieg überlebt hat. Es ist vor mehreren Jahren schon verstorben, da er auch 20 Jahre älter als sie selbst war. Sie hat von ihm jedoch nie etwas über den Krieg erfahren.
Im Innenhof des Manoir du Petit Magny
Neben verschiedenen Würdenträgern aus Sicherheit und Politik, war der kanadische General Rohmer zugegen, welcher mit seinen 100 Jahren mit dem Rollator den Weg vom Parkplatz zum Zeit selbstständig ging.
Kanadische Militärkapelle an der Zeremonie
„Ich sah dieses Gebäude zum ersten Mal am 29. Juni 1944, 23 Tage nach der Landung am D-Day, nachdem ich als Mitglied der 430th Forces Squadron am Steuer meines Aufklärungsjägers, einer schwer bewaffneten Mustang I, den Ärmelkanal überquert hatte. Ich landete genau hier, auf diesem Flugplatz, der zur Heimat und Einsatzbasis meines Geschwaders und zweier weiterer kanadischer Einheiten werden sollte. Das Geschwader 414 führte auch Aufklärungsmissionen an Bord einsitziger Mustang I-Jäger durch. Die unbewaffneten Spitfires des 400. Geschwaders ihrerseits kreuzten dann während strategischer Fotomissionen in grosser Höhe (40.000 Fuss) kreuz und quer den Himmel der Riviera. Als ich mit meinem Mustang hier ankam, hatte ich gerade meinen zwanzigsten Geburtstag gefeiert. Ich war mit Abstand der jüngste Pilot in meiner Staffel und sogar im gesamten 39. Geschwader …“
General Rohmer
„Von diesem Flugplatz aus haben wir Hunderte Einsätze durchgeführt. Viele Piloten starben unter feindlichem Feuer von Jägern und tödlichem Flugabwehrfeuer, insbesondere von 88-mm-Kanonen …“
„Dieser Sieg ebnete den Weg für den Vormarsch der Alliierten (Frankreich, die Vereinigten Staaten, Kanada und Grossbritannien), dann für die Befreiung Frankreichs und die Kapitulation der deutschen Streitkräfte am 5. Mai 1945. in Wageningen, Niederlande.“ , im Beisein meines inzwischen verstorbenen Freundes, Prinz Bernhard von Holland.
Die Chance haben, noch am Leben zu sein und durch Sie noch an dieser herzlichen Zeremonie teilnehmen zu können. Als Ritter der Ehrenlegion fühle ich mich doppelt privilegiert. »
Zum Abschluss hätten eine P-51 und eine Spitfire einen Flyby machen sollen, diese sind jedoch leider nicht erschienen. Dafür sprangen Fallschirmspringer aus einer französischen Transportmaschine ab.
Gegen 12:45 verabschiedeten wir uns in Richtung Arromanches. Dort sollte als Abschluss der Woche eine Airshow stattfinden. Wir waren nur wenige Kilometer von dort entfernt. Kaum losgefahren, standen die Autos schon in langen Kolonnen im Stau. Wie in Frankreich üblich, wurde kurzerhand überholt. Die sechs Kilometer bis zum Aussichtspunkt über Arromanches waren verstopft durch Autos, Busse, Fahrräder und Motorräder. Wir sind sicher, jede verfügbare Wiese war vollgestellt mit Autos. Auch mit den Motorrädern war es schwierig durchzukommen. Schlussendlich hatten wir einen Platz oberhalb von Arromanches gefunden.
Auch hier war kaum ein Durchkommen zu Fuss. Thomas hatte sich noch versucht, nach Arromanches zu Fuss durchzuschlagen. Es waren Zuschauer ohne Ende. Wir hatten alle Hände voll zu tun, unsere Motorräder so zu stellen, dass wir hier auch wieder wegkommen konnten, bevor alles zu Ende ging. Viele Fahrzeuge auf dem Weg zum Ziel waren einfach eingeparkt worden.
Wir genossen dann beim Start den Sound der C-47, P-47 und einer Spitfire. Dann wurde es immer voller und nach dem Start des ersten Helikopters zur Vorführung machten wir uns auf den Weg zurück. Wir sollten Glück haben. Nach Rückmeldungen von Freunden brauchten sie rund 2,5 Stunden, um auch mit den Motorrädern nach Beendigung der Show von dort wegzukommen.
Wir fuhren zurück in unsere Unterkunft, um dort im Ort einen letzten Drink zu nehmen als Abschluss. Der Ort feierte ebenfalls die Befreiung durch die Alliierten mit einem Dorffest an dem Tag.
Danach ging es schon ans Packen und Verladen. Müde fielen wir schon um 21:00 Uhr ins Bett. Abfahrt am Sonntag sollte um 04:30 sein.