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23. November 1944

Allgemeine Lage

 

Bei den Kämpfen um Belfort ist der französische General Brosset gefallen. Er war seit 1941 Generalstabschef von General de Gaulle. Ebenfalls gefallen ist Leutnant Jean de Loisy, der am 19. November als erster französischer Offizier den Rhein bei Rosenau erreicht hatte (siehe auch 19.11.1944). Am späten Nachmittag fanden in Belfort immer noch Strassenkämpfe statt.

Unter den in Mulhouse eingebrachten 1.000 Gefangenen befand sich fast der gesamte Stab der deutschen 19. Division. Auch hier fanden noch vereinzelte Strassengefechte statt, aber fast auf allen Gebäuden wehte bereits wieder die Trikolore. Die Stadt war von der französischen Ersten Panzerdivision befreit worden, die bereits an der ersten Landung in Südfrankreich am 15. August beteiligt war.

Von Gérardmer aus haben französische Truppen gegen rasch abnehmenden Widerstand die Passhöhe des nach Colmar führenden Col de La Schlucht erreicht. Während sich hier der deutsche Rückzug ordnungsgemäss abwickelt, hat er weiter im Norden stellenweise die Formen einer überstürzten Flucht angenommen. An allen Strassen liegen grosse Mengen an zurückgelassenem Kriegsmaterial.

Von St-Dié aus vordringend, haben andere französische Verbände die Ortschaft Saales besetzt und die Verfolgung des sich auf Schlettstadt zurückziehenden Feindes aufgenommen. Westlich von Saarburg stehen motorisierte Voraustruppen der Siebten Armee General Patchs noch rund 20 Kilometer vor Strassburg.

Am Mittwochvormittag hielten der Präfekt des Departements Mosel und der Bischof von Metz ihren Einzug in Metz. Die Stadt ist freudig erregt. Überall sind französische und alliierte Fahnen zu sehen, die während der Besetzung verborgen gehalten wurden. In den Strassen sind tanzende Mädchen in der Tracht Lothringens zu erblicken.

Schwere Verwüstungen in den badischen Grenzorten - Französische Artillerie schiesst seit drei Tagen über den Rhein

Nach eindrücklichen Schilderungen von Grenzgängern und Flüchtlingen hat die Beschiessung des grossen Verschiebebahnhofs in Weil, Leopoldshöhe und Haltingen, die mit kurzen Unterbrechungen bereits seit drei Tagen anhält, enorme Verwüstungen angerichtet. Bevor sich die französische Artillerie genau eingeschossen hatte, landeten die ersten Granaten entweder in der Bahnböschung oder in dem darunterliegenden Wäldchen, wo sie grosse Löcher in den Baumbestand rissen. Seither liegt das Bahnareal, das sich über drei Kilometer von der Schweizer Grenze bis zum Nordrand des Stadtteils Haltingen erstreckt, ununterbrochen unter direktem Beschuss.

Schon in den ersten Stunden werden Gas- und Wasserleitungen getroffen, und schwere Einschläge setzen die elektrische Stromversorgung ausser Betrieb. Die Häuser stürzen zwar nicht ein, da die Geschosse die Mauern durchschlagen und die Wohnungen verwüsten. Daher erscheint die Zerstörung von aussen geringer, als sie in Wirklichkeit ist. Noch in derselben Nacht, unbekümmert um die Granaten, die aus dem elsässischen Hügelgelände herübergeschleudert werden, hat die Technische Nothilfe die Schäden notdürftig wieder ausgebessert, sodass am 21. November diese lebenswichtigen Einrichtungen wieder funktionieren. Seither ist die Gas- und Stromversorgung jedoch vollständig unterbrochen, und die Bewohner, die sich keine warmen Speisen mehr zubereiten können und ohne Licht sind, müssen in fliegersichere Gegenden evakuiert werden, sofern sie es nicht zuvor schon vorgezogen haben, ihre Heimstätten zu verlassen.

Viele sind in der zweiten Nacht der Beschiessung mit ihren wenigen Habseligkeiten über den Tüllinger Hügel nach Lörrach gewandert und von dort aus ins hintere Wiesental gefahren. Mittlerweile hat der Zugverkehr, den man anfänglich noch mit einem Triebwagen aufrechtzuerhalten versuchte, völlig aufgehört, da während der Nachtzeiten sämtliche verfügbaren Lokomotiven abtransportiert worden sind.

Da in den letzten Tagen die Franzosen zeitweise auch die übrige, nach Freiburg i. Br. führende Bahnstrecke bis zum Tunnel von Istein unter Feuer nehmen, sind die Ortschaften Eimeldingen, Kirchen und Efringen nicht minder stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Besonders schwere Schäden hat Friedlingen, das dicht an der Schweizer Grenze liegt, durch die dreitägige Beschiessung des rechtsrheinischen Brückenkopfs der früheren Hüninger Schiffbrücke und der nach Weil-Leopoldshöhe führenden Zufahrtsstrasse erlitten.

Beinahe der Grossteil der beträchtlichen Friedlinger Industrieunternehmen liegt in Schweizer Händen; diese Fabriken sind stark verwüstet, sodass man sich genötigt sieht, jegliche Arbeit einzustellen.

Stark beschädigte Industriegebäude auf deutscher Seite nach Beschuss durch französische Truppen – Foto / Kolorierung Privatarchiv Patrick Schlenker.

Im Verlauf des gestrigen Tages hat die grosse Brücke bei Leopoldshöhe, eine solide Eisenkonstruktion, einen schweren Treffer erhalten. Die Reparaturarbeiten werden sofort in Angriff genommen, wie auch in der ersten Hälfte der vergangenen Nacht an beiden Brückenköpfen der einstigen Hüninger Schiffbrücke trotz Verdunkelung eifrig gehämmert und gezimmert wird, scheinbar um bessere Landestellen für die auf dem Rhein zirkulierenden Sturmboote zu schaffen.

Immerhin ist zu erfahren, dass der Schaden, den die französischen Geschütze in Friedlingen, Weil und Haltingen angerichtet haben, sehr gross ist.

Situation in St. Louis / Hüningen

Das Wetter hat umgeschlagen, und die ganze Nacht hindurch hat es ausgiebig geregnet. Die Sicht ist zum Teil noch schlechter geworden. Trotzdem aber dämmert die französische Artillerie ohne Unterbruch aus dem elsässischen Hügelgelände nach Weil hinüber. Ununterbrochen dröhnt der Kanonendonner vom Sundgau her. Es steht fest, dass neue französische Kräfte im Anrücken sind und dass die unterhalb Basels massierte Artillerie inzwischen beträchtlich durch noch schwerere Geschütze verstärkt worden ist.

Seit heute früh um 6:25 Uhr schiesst sie unaufhörlich gegen das linke Rheinufer, wo bekanntlich in der Gegend von Rosenau die zurückgefallenen Deutschen noch kleine „Igelstellungen“ aufrechterhalten haben. Bei Tagesanbruch hat es sich heute Morgen gezeigt, dass die in Hüningen eingeschlossenen deutschen Truppenteile über Nacht nicht untätig gewesen sind.

Sie erstellten am Rhein einen Landungssteg für die Schnellboote und haben gleichzeitig begonnen, die zahlreichen Fliegerabwehrbatterien im Raum von Hüningen zu demontieren und über den Rhein zurückzuschaffen. Anscheinend treffen sie doch Anstalten, sich aus dem Hüninger Brückenkopf zurückzuziehen.

Von Zeit zu Zeit tauchen französischen Panzerwagen auf und jagen einige Granaten gegen Häuser und Fabrikkomplexe am linken Rheinufer, in denen sie deutsche Truppenansammlungen vermuten. Dann verschwinden auch sie wieder.

11:30 Uhr: Es wird von der Grenze aus beobachtet, wie die Deutschen von Hüningen aus mit Minenwerfern gegen die Garde-Mobile-Kaserne einen kurzen Angriff unternahmen. Das Krachen dieser Geschosse war in unserer Stadt gut vernehmbar. St. Louis befindet sich fest in französischer Hand, und man erwartet das baldige Eintreffen von französischer Infanterie, die längs der Schweizergrenze vorzugehen scheint.

Zur Mittagszeit patrouillieren Lautsprecherfahrzeuge der französischen Armee in St. Louis bis an die Grenze von Lysbüchel und Hüningen und warnen die Zivilbevölkerung vor Kugeln und Schrapnellen. Sie empfehlen sogar eine vorübergehende Evakuierung. Die Menschen müssen sich keine Sorgen mehr um ihr Hausrat machen, da "Plünderung mit dem Tod bestraft wird." 

Es wird in deutscher und französischer Sprache amtlich Bekanntmachung verlesen:

  • Als neuer Maire von Hüningen (das zwar immer noch von eingeschlossenen deutschen Truppen gehalten wird und nach neuen Meldungen auf Befehl ihrer Offiziere unbedingt verteidigt werden muss) wurde Herr Brandenburger gewählt (von wem, wurde nicht gesagt).
  • Am Donnerstag um 12 Uhr wurde ein absolutes Ausgehverbot erlassen. Bei Zuwiderhandlung droht eine 24-stündige Arreststrafe.
  • Höchstpreise für Lebensmittel wurden festgesetzt
  • Plünderung mit dem Tod bestraft
  • Die Elektrizitätsversorgung funktioniert wieder. Die Gaszufuhr ist jedoch weiterhin unterbrochen, und die Wasserversorgung klappt nicht, da die grenznahen Häuser ihr Wasser aus einer Basler Hydrantenleitung beziehen.
  • Jeder Bürger hat alle sich in seinem Besitz befindlichen Waffen der FFI (Französische Widerstandsbewegung) abzugeben, die gegenüber der Behörde verantwortlich ist.

Der Bekanntmachung folgte das Abspielen der „Marseillaise“ und der „Sambre et Meuse“.

Grenzübertritt Hüningerstrasse – Im Hintergrund der Lautsprecherwagen der französischen Armee – Im Vordergrund der Wehrmacht-Lkw, der Tage zuvor zusammengeschossen aufgegeben wurde – Foto ATP Bilderdienst / Privatarchiv, Kolorierung Patrick Schlenker.

Um die Mittagszeit verbreitete sich in der Grenzzone die Meldung, dass in einer bekannten Ortschaft des elsässischen Hügelgeländes die Spitzen der heranmarschierenden französischen Infanteriekolonnen der Neunten Division (bestehend aus Marokkanern) eingetroffen seien. Die Geplänkel und Scharmützel mit immer wieder auftauchenden und versprengten deutschen Truppenteilen in einer Stärke von oft bis zu 100 Mann sollen den Vormarsch wesentlich verzögert haben.

Hauptquartier General Eisenhowers, 23. November (Exchange):

Der über Erwarten günstige Verlauf der Operationen in den Vogesen und am linken Ufer des Oberrheins veranlassen die Frontberichterstatter zur optimistischen Voraussage, dass das Gesamtgebiet des Elsass binnen weniger Tage vom Feinde befreit sein werde. Das völlige Scheitern der deutschen Gegenstösse zur Durchschneidung der nach dem Rhein vorgedrungenen französischen Verbände und die zunehmende Verwirrung der noch in den Vogesen stehenden feindlichen Truppen haben zu einer Nachrichtensperre über die an den südlichsten Abschnitten der Vogesenfront vor sich gehenden Operationen geführt.

Vor Verhängung dieser Nachrichtensperre traf die Meldung von der Säuberung des ganzen Gebiets zwischen den östlichen Hängen der Vogesen und dem Rhone-Rhein-Kanal sowie der Besetzung von Colmar ein. Bei Dannemarie, südwestlich von Mulhouse, erzwangen französische Panzertruppen einen Übergang über den Kanal und vernichteten einen Teil der sich nach den Vogesen fliehenden deutschen Entlastungskräfte.

Interview mit General Delattre de Tassigny

Im Feldhauptquartier General Delattre de Tassigny, 23. November. General Delattre de Tassigny erklärte einem Frontkorrespondenten der „Exchange":

„Es ist eine Tatsache, dass sich unser Gegner immer und immer wieder überraschen lässt und die Gebote der militärischen Wachsamkeit in der erstaunlichsten Weise vernachlässigt. Im bisherigen Verlauf unserer Offensive bestätigte sich mehrfach die Erfahrung, dass der Feind sich von der Überzeugung leiten liess, man könne bei dem Hundewetter, das augenblicklich an der Westfront herrscht, keine militärischen Unternehmungen führen. Zweifellos aber hat auch die Knappheit an Reserven die feindliche Verteidigung aufs empfindlichste geschwächt.

Wie kritisch es in dieser Beziehung auf deutscher Seite aussehen muss, erhärtet der Tatbestand, dass Belfort selbst nach knappen Bemessungen nur zur Hälfte mit den benötigten Truppen besetzt war. So wurde z. B. das Fort  lediglich von 150 deutschen Soldaten einschliesslich drei Offizieren gehalten. Ohne die Leistungen unserer Armee herabsetzen zu wollen, muss deshalb anerkannt werden, dass zweifellos der dünne deutsche Truppenaufmarsch an der enormen Offensivfront der Alliierten den raschen Vormarsch begünstigte und ermöglichte.

Was meine Männer betrifft, so kann ich nur feststellen, dass ihre Leistungsfähigkeit in keiner Weise mit jener zu vergleichen ist, die 1939/1940 im Kampf stand. Dies gilt aber nicht nur für die Ausrüstung, sondern auch für den Kampfgeist und die allgemeine Moral. Was bei Belfort unter den denkbar schlechtesten Wetterverhältnissen geleistet wurde, geht oft über das durchschnittliche Stehvermögen eines kräftigen Mannes hinaus. Man darf nicht vergessen, dass meine Soldaten tagelang in Regenlöchern zubrachten und nicht einen trockenen Fetzen am Leib hatten. Das Gleiche gilt auch von den Männern der FFI, die sich in härtesten Schlachten mit unvergleichlicher Bravour und Geschicklichkeit geschlagen haben.

Ich darf versichern, dass ein Gedanke uns alle inspiriert hatte: der Rhein. Wir wissen, dass wir eine sehr dunkle Periode in der Geschichte der französischen Armee gutzumachen haben. Glauben Sie mir, jeder Offizier und jeder Mann ist von dem brennenden Wunsch erfüllt, seinen Teil dazu beizutragen, dass Frankreichs ruhmreiche Tradition neu ersteht und der Feind zu spüren bekommt, dass sich die Franzosen nicht vor dem sogenannten 'Herrenvolk' zu beugen gedenken."

Burgfeldergrenze - Sappuer Pompier bewache die Grenze zur Schweiz - Foto Kriegstagebuch Gertrud Löw

Gestapo Akten St. Louis / Mulhouse 

In der Basler „Arbeiter Zeitung“ veröffentlicht ein Autor seine Eindrücke beim ersten Besuch von St. Louis und Mulhouse:

"Im Gestapo-Hauptquartier in St. Louis wurden neben vielen anderen Akten auch Statistiken und Nachschlagewerke gefunden, die deutlich zeigen, wie stark sich die ehemaligen deutschen Besatzungsstellen des Elsass für schweizerische Verhältnisse interessierten. Neben Telefonbüchern und Adressen war auch ein Stadtplan von Basel vorhanden, auf dem die Panzersperren unserer Stadt eingezeichnet waren. Besonders aufschlussreich sind ebenfalls gefundene Fotos und Unterlagen zu Schiffen der Schweizer Reederei, Rheinschiffen und den Basler Rheinhafenanlagen.

Vom Besuch in Mulhouse wird berichtet, dass die Stadt kaum grösseren Schaden genommen hat. Das gesamte Gebiet von St. Louis bis Mulhouse ist, abgesehen von wenigen deutschen Widerstandsnestern, völlig frei und steht unter der Leitung einheimischer FFI-Organe (Französische Widerstandsbewegung), welche die zivile und ordnungspolitische Gewalt übernommen haben.

33 zum Tode verurteilte Elsässer, die am 20. November in Mulhouse hätten hingerichtet werden sollen, entgingen ihrem Schicksal, da die Deutschen sich nach der Nachricht vom Herannahen der Franzosen zurückzogen."

Basel

Todesopfer in den Langen Erlen - Fritz Brändle 

Ca. 09:00 Uhr: Ein Artilleriegeschoss schlägt zwischen der Schliessi und Spittelmatte in den Langen Erlen ein. Fünf Mitarbeiter der Gärtnerei Brändle, die zu dieser Zeit ihre Gärtnerei im Hirshalm 10 betreiben, sind gerade dabei, Laub zum Abdecken von Beeten zu sammeln, als die anfliegende Granate sich mit einem Pfeifen ankündigt. Die Arbeiter werfen sich sofort ins Unterholz. Als sich der Staub gelegt hat, liegt der 19-jährige Fritz Brändle schwer verletzt auf dem Boden. Er hatte erst kürzlich seine Ausbildung zum Landschaftsgärtner in Oetwil am See abgeschlossen und war ins familiäre Geschäft zurückgekehrt.

Während die Kollegen erste Hilfe leisten, fährt ein anderer mit dem Fahrrad zur Spittelmatte, um Hilfe zu holen und telefonieren. Der sofort aufgebotene Krankenwagen bringt Fritz ins Bürgerspital nach Basel, wo man eine schwere Rücken- und Beinverletzung feststellt. In der Folge muss ihm das Bein amputiert werden.

Eine seiner zwei heute noch lebenden Schwestern, erinnert sich im Frühlich 2024: „Wir gingen ganz normal zur Schule. Erst als wir zum Mittagessen nach Hause kamen, wurden wir von der Mutter informiert, dass unser Bruder im Spital sei wegen eines Geschosseinschlages. Fritz' Verletzungen waren zu schwer. Er starb tags darauf im Spital gegen 12 Uhr. Auf dem Sterbebett bat er seinen Vater, der ebenfalls Fritz hiess, um Vergebung für den Unfug, den er als Jugendlicher angestellt hatte.“

 

 

 

Fritz Brändle - 25. April 1925 † 24. November 1944 

Auf Spurensuche in den Langen Erlen im Sommer 2024 mit der Schwester und Nichte von Fritz Baumann - Zeitungsartilkel aus den Basler Nachrichten 

Gärtnerei Brändle im Hirshalm 10 Riehen - Fotos z.V.g. Fam. Brändle - Kolorieung Patrick Schlenker

Flüchtlinge aus dem Markgräflerland

Der Strom der deutschen Flüchtlinge, die Basel passierten, wollte gestern nicht abreissen. Über den Otterbach kamen sie aus den benachbarten Markgräflerdörfern – von Friedlingen, Weil am Rhein, Haltingen – mit Gepäck, das unsere Soldaten zum Teil auf Lastwagen verluden, in denen auch ältere Leute und kleine Kinder Platz fanden. Mit Vieh, kleinen Haustieren, Wägelchen und Handkarren voller Koffer und Bettzeug zogen sie durch die Strassen nach dem Zollamt Hörnli und dort ins Reich zurück. Niedergeschlagen und traurig war die Stimmung. Auch Schweizer waren unter den Flüchtlingen, die all ihre Habe im Stich liessen. Nach einem herzlichen Abschied von ihren Leidensgenossen in Basel blieben sie dort. Gesprächig war niemand von diesen Transitierenden, denn jeder hütete seine Zunge.

Schäden in Basel:

09:00 Uhr: Geschosseinschläge in der Hegenheimerstrasse und Colmarerstrasse.

12:45 Uhr: Einschlag einer Granate in der Rütlistrasse 52. 

Territorial-Kommando Basel

Das Territorialkommando an Basels Bevölkerung

Es besteht die Gefahr, dass bei Kampfhandlungen in der Nähe unserer Grenze verirrte Geschosse oder Geschossteile auf Schweizer Gebiet fallen. Die Bevölkerung, vor allem der grenznahen Quartiere, wird dringend gebeten, sich nicht mehr als zur Erfüllung ihrer täglichen Aufgaben erforderlich im Freien aufzuhalten.

Verhalten während Kampfhandlungen:
Auf keinen Fall sollte aus Neugier versucht werden, Kampfhandlungen von Strassen, Plätzen, Brücken, Fenstern oder Dächern aus zu beobachten.

Wichtige Verhaltensregeln:

  • Bei Kampfhandlungen in Grenznähe: Strassen räumen, Deckung aufsuchen.
  • Beachten Sie dazu die Hinweise der Behörden.

___________

Aus den Berichten der Schweizer Armee ist Folgendes für den 23.11.1944 zu entnehmen:

Gegen Morgen: Starkes Artilleriefeuer aus derselben Richtung wie gestern (Volksberg).

Während der Nacht: 150 Zivilflüchtlinge wurden von Lysbüchel nach MUBA gebracht.

08:55 Uhr: Frau Durand meldet einen Blindgänger (75 mm) in ihrem Areal.

09:00 Uhr: Weitere Meldungen über Geschosseinschläge in der Hegenheimerstrasse und der Colmarerstrasse.

09:05 Uhr: Polizeiposten Badischer Bahnhof meldet: Granateneinschlag bei der Schliessi in den Langen Erlen sowie am Wiesendamm. Mehrere Verletzte. Spitalauto ist unterwegs.

10:00 Uhr: Das Bürgerspital meldet einen Schwerverletzten infolge des Granateneinschlags.

10:30 Uhr: Infanterie-Regiment 23 meldet: Der Granateneinschlag in den Langen Erlen wurde zweifelsfrei als Beschuss durch französische Truppen identifiziert.

11:00 Uhr: Der Kommandant des Regiments informiert über die Übernahme der Verantwortung für die Zivilbevölkerung in den gefährdeten Gebieten.

11:30 Uhr: Beobachtungsposten auf dem Silo meldet: An der Südost-Ecke der CIBA-Fabrik sind vier deutsche Minenwerfer eingegraben. Französischer Beschuss erfolgt aus der Garde-Mobile-Kaserne in St. Louis. Dadurch sind der Rheinhafen und das Tanklagergebiet stark gefährdet.

14:40 Uhr: Der Stabschef befindet sich am Lysbüchel und Rheinhafen.

16:00 - 17:30 Uhr: Zeitweises Artilleriefeuer auf Hüningen entlang des Kanals (Kaliber 7–10 cm).

MG-Feuer mit Leuchtspurmunition aus der Garde-Mobile-Kaserne gegen die Geigy-Fabrik. Dabei wurden deutliche Einschläge beobachtet, die über den Rhein auf Schweizer Gebiet flogen.

Panzer beschiessen die Geigy-Fabrik.

 3 km östlich von Bartenheim; später ein weiterer Brand in Richtung Helfrantzkirch.

19:55 Uhr: Beobachtungsposten auf dem Silo meldet: Aus Richtung Kandertal erfolgt Artilleriebeschuss auf das Zentrum von St. Louis (Kaliber 75 mm).

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