4. November 1944
Nachdem alliierte Truppen bis Oktober 1944 die Wehrmacht aus weiten Teilen Frankreichs vertrieben hatten, geriet ihr rascher Vormarsch an mehreren Frontabschnitten ins Stocken. An der belgisch-niederländischen und belgisch-deutschen Grenze sowie entlang der Mosel und ihrer Nebenflüsse gelang es der Wehrmacht, die Alliierten zu bremsen und eine vorübergehende Stabilisierung der Front zu erzwingen. Das Elsass und Lothringen blieben daher weiterhin unter deutscher Kontrolle.
Da sich der Fokus der Alliierten zu dieser Zeit hauptsächlich auf das Rheindelta und die Schlacht um Aachen richtete, beschränkten sich die militärischen Auseinandersetzungen im Oktober 1944 im Elsass und den angrenzenden Gebieten auf lokale Bodengefechte. Parallel dazu intensivierten die alliierten Luftstreitkräfte ihre Bemühungen, die deutschen Nachschublinien durch schwere Bombardements zu zerstören und empfindlich zu stören. Diese Angriffe zielten darauf ab, die Wehrmacht logistisch zu schwächen und den Widerstand an der Front zu brechen. Die Bodengefechte waren von intensiven Scharmützeln und Abwehraktionen geprägt, bei denen die deutschen Besatzer versuchten, ihre Stellungen zu verteidigen. Trotz des begrenzten Massstabs dieser Gefechte war die Lage angespannt und von wechselnden Frontlinien geprägt.
Für die deutschen Verteidiger bedeutete die vorübergehende Entlastung an anderen Frontabschnitten jedoch auch die Gelegenheit, sich neu zu formieren und auf künftige Kämpfe vorzubereiten. Sie konnten ihre Verteidigungslinien verstärken und ihre Truppen auf bevorstehende grössere Auseinandersetzungen einstellen. Die militärische Lage blieb jedoch weiterhin angespannt. Die kontinuierlichen Gefechte und die Massnahmen der Besatzungsmacht belasteten die Zivilbevölkerung stark. Viele Menschen mussten sich mit ständiger Unsicherheit, Mangelversorgung und der Gefahr durch Luftangriffe arrangieren, während der Krieg sich unbarmherzig durch die Region zog.
Frontverlauf am 27. Oktober 1944:
Blaue Pfeile: Angriffe Alliierter Verbände
6. US-Heeresgruppe - Generalleutnant Jacob L. Devers
Französische 1. Armee - General Jean de Lattre de Tassigny
- 1re division motorisée d’infanterie (1re DMI)
- 2e division d’infanterie marocaine (2e DIM)
- 3e division d’infanterie algérienne (3e DIA)
- 4e division marocaine de montagne (4e DMM)
- 9e division d’infanterie coloniale (9e DIC)
- 1re division blindée (1re DB)
- 2e division blindée (2e DB)
- 5e division blindée (5e DB)
Rote Pfeile: Deutsche Gegenangriffe
Französische Flüchtlingskinder am Bahnhof SBB - Foto Staatsarchiv Basel NEG 21602 - Kolorierung Patrick Schlenker
Kurz nachdem um 09:00 Uhr die Bewachungskompanie 22 BS im De-Wette-Schulhaus vis-à-vis des Bahnhofs SBB begonnen hatte, die Bewachungskompanie 21 BS abzulösen, ertönte über Basel ein weiteres Mal Fliegeralarm. Im Keller des Schulhauses wurde es für einen Moment sehr eng, als beide Kompanien Schutz suchten. In der Folge überflogen drei US-Bomber die Stadt in Richtung Altkirch, wobei sie von der deutschen schweren Flak bei Kembs unter Feuer genommen wurden. Um 10:48 Uhr ertönte der Endalarm.
Am Vortag waren 416 Kinder aus dem benachbarten Elsass mit dem Zug in Basel eingetroffen. Am Abend um 20:00 Uhr kamen weitere 399 Kinder und 42 Frauen am Bahnhof an. Das Rote Kreuz und die Armee kümmerten sich um die Neuankömmlinge, versorgten sie mit Essen und Getränken und bereiteten ihre Weiterreise nach Zürich vor.