12. November 1944
Weitere Kämpfe im Elsass
Die Schlacht um Lothringen setzte sich bei einer leicht verbesserten Wetterlage fort und führte zu beachtlichen Fortschritten der amerikanischen Dritten Armee nördlich und südlich von Metz. Panzerverbände, die die Höhen von Delme erobert hatten, überschritten die wichtige Versorgungsstrasse Metz–Strasburg auf breiter Front und näherten sich auf nur 3 Kilometer der strategisch bedeutsamen Eisenbahnlinie zwischen diesen Städten. Die deutschen Truppen hatten sich jedoch entlang dieser Bahnlinie stark eingegraben und zeigten klaren Widerstandswillen.
Eine mutige Vorhut der Panzerkräfte erreichte das Dorf Haboudange, etwa 11 Kilometer nordöstlich von Château-Salins und 4 Kilometer südlich von Morhange. Weiter nördlich operierten Panzerverbände südlich von Metz entlang der Strasse von Pont-à-Mousson nach Saarbrücken und stiessen über 5 Kilometer vor. Die amerikanischen Einheiten erreichten zudem die Überlandstrasse und die Eisenbahnlinie Metz–Strassburg, wobei sie die Ortschaft Luppy einnahmen. Insgesamt erzielten die amerikanischen Truppen auf einer 30 Kilometer breiten Front Fortschritte von 5 bis 13 Kilometern. Eine Panzerkolonne rückte in Richtung Norden vor und stand zuletzt etwa 20 Kilometer östlich von Metz.
An der Schweizer Grenze in der Region Basel blieb es insgesmagt ruhig. Dass sollte sich in den ommenden Tagen schlagartig ändern.
Anpassungen der Rationierungen ab 1. Dezember 1944
Am 12. Dezember 1944 teilte das Eidgenössische Kriegsernährungsamt mit, dass dank der im Laufe des Jahres eingeführten Massnahmen zur Steuerung der Milchverarbeitung der Lagerbestand an Butter erfreulicherweise so gross war, dass die gesamte Fettrationierung im Dezember auf 650 g erhöht werden konnte. Dies übertraf die Dezemberration des Vorjahres um 100 g. Die Eierration wurde hingegen auf zwei Stück reduziert, wobei auch die halben Karten nun einen Coupon für ein Ei enthielten. Fetter Käse wurde nicht mehr zugeteilt, dafür wurde die Menge an Vollfettkäse entsprechend erhöht.
Lebensmittelkarten aus unterschiedlichen Kriegsjahren - Privatsammlung Patrick Schlenker
In Bezug auf die bevorstehenden Feiertage blieb die Zuteilung von Tafelschokolade konstant, jedoch wurde die Konfiseriemenge auf 50 g erhöht. Abgesehen von der üblichen Zuteilung von Hafer, Erbsenmehl, Griess mit Gerste und Hülsenfrüchten gab es bei den anderen Rationen keine Änderungen. Alle rationierten Backwaren mussten gemäss einer Bewertungsrichtlinie, basierend auf dem enthaltenen rationierten Ausgangsprodukt, bewertet werden. Daher stimmte das Gewicht der auf dem Brot-Coupon angegebenen Menge nicht immer mit dem tatsächlichen Gewicht der bezogenen Backwaren überein.
Halbe Lebensmittekarte Links und halbe Brotkarte rechts - Privatsammlung Patrick Schlenker
Betriebe, die die Bewertungsrichtlinien nicht ausreichend beachteten, konnten die für die Wiederbeschaffung der zur Backwarenherstellung benötigten rationierten Ausgangsprodukte nicht in ausreichendem Masse nachweisen. Um diesen Zustand zu verbessern, führte das Kriegsernährungsamt ab dem 1. Dezember 1944 eine obligatorische Bewertungsliste für milchhaltige Backwaren ein und ersetzte das bisherige System durch neue Brotcoupons, die für 100 g gelten. Zusätzlich wurden Coupons für Mehl, Maismehl (75 g) oder Mahlzeiten-Coupons gleichwertig zu den neuen 100-g-Coupons festgelegt. Die obligatorische Bewertungsliste sollte ab Dezember 1944 in allen Verkaufsstellen für Backwaren deutlich sichtbar angebracht werden. Es sollte noch bis 1948 dauern, bis die Rationierungen aufgehoben werden sollten.
Neubau der Handelsschule Basel soll für Flüchtlingsfamilien geöffnet werden
Postkarte mit dem Neubau der Handelsschule Basel - Privatarchiv Patrick Schlenker
Der Kanton Basel-Stadt requiriert nach dem Beschluss vom heutigen 13. November zusätzlich die Rämlichkeiten der Handeslschule aufgrund der Kriegsereignisse in der Nachbarschaft, da die Möglichkeit eines plötzlichen Massenübertritts von Flüchtlingen über die Landesgrenze in die Stadt und den Kanton in Betracht gezogen wurde. Um die daraus resultierenden Risiken für die Region zu minimieren, wurden vorsorgliche Massnahmen ergriffen, um die sofortige Erfassung und Beaufsichtigung der Flüchtlinge sicherzustellen, bis eine dauerhafte Unterbringung organisiert werden kann. Unter anderem wurden dafür geeignete Unterkünfte reserviert, darunter ursprünglich Schulhäuser. Da einige dieser Schulhäuser jedoch durch die kürzliche Belegung Basels mit Truppen beansprucht wurden, sollte als Ersatz die kantonale Handelsschule genutzt werden, jedoch nur für eine kurze Aufnahmezeit von zwei bis drei Tagen für Familien.
Handgranatenunfall mit Todesfolge in Oberwil
Leutnant Georg Höfflin wird durch einen tragischen Unfall während einer Handgranatendemonstration im Militärdienst am 12. November 1944 in Oberwil, getötet. Der 1920 geborene Basler Jurastudent hinterlässt eine grosse Lücke bei seinen vielen Freunden und Weggefährten. Höfflin zeichnete sich durch sein Engagement in Schule, Sport, in der Zofingia-Studentenverbindung und in seiner Militär-Grenzschutzeinheit aus. Er war nicht nur ein geschätzter Kamerad, sondern auch für sein Interesse und seine Begabung im Künstlerischen sowie seine Hingabe an das Familienleben bekannt. In den letzten Jahren widmete er sich verstärkt seinem Jurastudium, war bis zu seinem Tod als Kapitän und Leiter der Handballsektion beim SC Rotweiss Basel aktiv, für den er seit 1936 spielte und beschäftigte sich intensiv mit den politischen Themen der Schweiz. Sein plötzlicher Tod hinterliess tiefe Trauer und grosses Bedauern. Bei dem Unfall wurden zudem einige Soldaten verletzt.