La Libération de Colmar – 80 ans
Vom 31. Januar bis zum 3. Februar 2025 fanden in Colmar und der umliegenden Region eindrucksvolle Feierlichkeiten zum 80. Jahrestag der Befreiung statt. Über vier Tage hinweg wurde die bewegte Geschichte der Befreiung lebendig, indem Gedenkveranstaltungen, Ausstellungen und Convoys die Erinnerung von vor 80 Jahren Erinnert wurde.
Geschichte und Bedeutung
Die „Poche de Colmar“ – auch als Colmar-Tasche bekannt – war das letzte von deutschen Truppen besetzte Gebiet im Elsass. Nachdem die Alliierten in der Normandie gelandet und Paris befreit worden waren, hatten sich die deutschen Streitkräfte in diese raue und verschneite Region zurückgezogen und leisteten erbitterten Widerstand. Zwischen November 1944 und Februar 1945 tobten heftige Gefechte, in denen vor allem die 1. französische Armee unter General Jean de Lattre de Tassigny auf die Wehrmacht traf. Am 2. Februar 1945 gelang es schliesslich den alliierten Truppen, Colmar zu befreien – ein entscheidender Sieg, der den Weg zum endgültigen Kriegsende in Europa ebnete.
Die Ausstellung im Parc des Expositions
Unser Stand in der Expo-Hallen zum Thema Royal Air Force im Elsass mit ausgesuchten originalen Exponaten
In den Expo-Hallen von Colmar wurde diese Geschichte durch eine vielfältige Ausstellung wieder lebendig. Dank des Historikers Patrick Baumann, der uns bereits in der Vergangenheit zu Gedenkveranstaltungen ins Elsass begleitet hatte, waren wir eingeladen worden, unseren Stand im Rahmen dieser Feierlichkeiten zu präsentieren. Auf einer grosszügigen Fläche in der Expo-Halle 2 stellten wir einige ausgesuchte Exponate zum Thema Royal Air Force im Elsass aus. Ein besonderes Highlight war ein extra angefertigtes, auf Stoff gedrucktes Bild der Lancaster NX611 „Just Jane“ in der beeindruckenden Grösse von 2,5 × 6 Metern, das als imposanter Hintergrund diente.
Passende Deko im Hintergrund - Lancaster NX611 „Just Jane“
Ergänzt wurde unser Stand durch einen grossen Teil unserer privaten Sammlung. Da klassisches Reenactment in der Halle nicht möglich war, kombinierten wir unsere bekannten Reenactment-Elemente mit einer klassischen Ausstellung. Besonders viele Besucher zog unsere sorgfältig erstellte Dokumentation über die bekannten Lancaster- und Halifax-Abstürze im Elsass an – in deutscher und französischer Sprache, sodass manche Gäste bis zu einer Stunde verweilten, um alle Details in sich aufzunehmen.
Der Auftakt – Freitag, 31. Januar 2025
Szandaufbau am Freitagmorgen
Unser Aufbautag begann am Freitagvormittag. Kurz vor dem offiziellen Start um 14:00 Uhr wurden wir – wie auch an den darauffolgenden Tagen – von einem speziell für die Aussteller organisierten Catering verköstigt. Neben einer wohltuenden warmen Hauptmahlzeit gab es stets ein köstliches Dessert, dazu Wasser und Wein, was uns den Start in den Tag zusätzlich versüsste. Trotz des späteren Nachmittags war das Besucheraufkommen beeindruckend – neben zahlreichen Privatpersonen fanden auch viele Schulklassen den Weg zu unserer Ausstellung.
Wir mussten all unsere Schulfranzösischkenntnisse auspacken, da sich viele Besucher, insbesondere jüngere, nicht auf Englisch oder Deutsch verständigen konnten. Am Nachmittag wurde unser Stand zudem durch einen Besuch Colmars, dessen Bürgermeister Éric Straumann, gekrönt, was uns sehr erfreute. Den Abend liessen wir nach einem angebotenen Abendessen und einem kleinen Umtrunk in unserem Hotel, das sich direkt gegenüber der Expo-Halle befand, in entspannter Atmosphäre ausklingen.
Unsere originalen Exponate britischer Herstellung zogen viele Blicke auf sich – ein echter Blickfang. Ein CLE-Container, der zur Versorgung von Fallschirmjägereinheiten und Widerstandsgruppen diente, präsentierte sich ebenso eindrucksvoll. Dahinter befand sich eine Welbike Mk. I, die speziell für Spezialoperationen, Fallschirmjäger und Commandos entworfen und eingesetzt wurde und mittels CLE-Container abgeworfen werden konnte. Das Royal Enfield RE125 Flying Flea Motorrad, das ebenfalls für Fallschirmjägertruppen konzipiert wurde, sorgte für zusätzliche Faszination. Abschliessend zeigten wir zwei unterschiedliche Bomberausrüstungen – eine aus den Jahren 1941 bis 1945 und eine weitere aus den Jahren 1937 bis 1943.
Der Tag der Convoy rund um Colmar – Samstag, 1. Februar 2025
Vor der Abfahrt des Convoys rund um Colmar. Die letzten Teilnehmer sollten erst gegen 18:30 Uhr wieder zurückkehren
Am Samstagmorgen starteten wir früh, um noch vor dem erneuten Betreten der Expo-Hallen die Abfahrt der zahlreich angereisten historischen Fahrzeuge zu beobachten. Der Convoy, der laut Veranstaltern über 100 km durch das Elsass führen und etwa einen Kilometer lang sein sollte, bewegte sich bei klirrenden 0 Grad um 09:30 Uhr. Besonders bewegend war der Anblick der Damen in ihren traditionellen Trachten, die vor der Abfahrt zitternd und fröstelnd auf den offenen Militärfahrzeugen sassen – ein Bild, das das harte Wetter ebenso dokumentierte wie den ungebrochenen Stolz auf die Geschichte.
Obwohl die Welbike Mk. I nicht im Convoy integriert war, reichte sie für ein paar Runden um die wartenden Fahrzeuge – ein Einsatz, wie ihn auch Mitglieder der RAF auf englischen Flugfeldern kannten
Die historischen Fahrzeuge zogen durch eine Reihe von Ortschaften, von Houssen über das Monument Audie Murphy, Holtzwihr, Wickerschwihr und Riedwihr, bis hin zu Grussenheim, Jebsheim, Muntzenheim, Bischwihr, Fortschwihr, Urschenheim, Widensolen, Horbourg-Wihr, Andolsheim, Sundhoffen, Sainte-Croix-en-Plaine, Herrlisheim, Wettolsheim, Wintzenheim, Walbach, Zimmerbach, Turckheim, Niedermorschwihr, Ingersheim und Sigolsheim.
Weitere Exponate aus unserem Fundus, die viele Blicke auf sich zogen, waren die beiden unterschiedlichen Hauben mit Brille und Sauerstoffmasken sowie das passende Navigationsmaterial aus den Kriegsjahren
Unser Tag begann nach der Abfahrt des Convoys zweiten Ausstellungstag. In der Ausstellungshalle selbst blieb der Besucherandrang ungebrochen: Überall waren Fragen zu unseren Objekten zu hören, und immer wieder liessen wir den Klang einer überfliegenden Lancaster über unsere Soundboxen ertönen – ein Effekt, der so manch einen Besucher dazu veranlasste, an die Türen zu strömen, um draussen nach dem vermeintlichen Flugzeug zu suchen. Bei all dem Trubel gönnten sich einige von uns, die in der Nacht zuvor nur wenig Schlaf gefunden hatten, ein kleines, szenisches Nickerchen.
Am Abend stand schliesslich der Repas de la Liberté / Bal Dansant im Salle des Catherinettes in Colmar an. Mit etwas Eile gelang es uns, um 19:15 Uhr pünktlich vor Ort zu sein. Der würdevolle Saal im Herzen von Colmar bot ein wundervolles Ambiente: Auf der Bühne spielte die US Air Force Band, während elsässischer Wein und traditionelle Speisen das kulinarische Erlebnis abrundeten. Nach einigen anfänglichen Schwierigkeiten bei der Platzsuche – vermutlich waren die Damen am Empfang durch unsere Uniformen etwas irritiert – fanden wir in der zweiten Tischreihe unsere Plätze, was uns nicht nur einen hervorragenden Blick auf die Bühne, sondern auch einen angenehmen akustischen Komfort verschaffte. Die festlichen Ansprachen von Bürgermeister Éric Straumann und US-Botschafter Denis Bauer leiteten einen Abend ein, in dem die Band bekannte Klassiker der 1940er Jahre zum Besten gab.
Repas de la Liberté / Bal Dansant im Salle des Catherinettes in Colmar
US Air Force Band Live
Die Satin Doll Sisters Life auf der Bühne. Unterstützt durch die USAir Force Band
Ein Tag im Gedenken – Sonntag, 2. Februar 2025
Der Sonntag begann ebenso früh wie der Vortag, doch an diesem Tag stand ein Defilé in der Stadt auf dem Programm. Sogar Präsident Emmanuel Macron wurde erwartet. Von unserer Gruppe nahm einzig unser jüngstes Mitglied teil, das bei Freunden aus der Schweiz mitfahren konnte – eingepackt in einen authentischen Flying Suit aus den 1940er Jahren, eine Irving-Jacke und robuste Fliegerstiefel, um der Kälte zu trotzen.
Gegen 1:00 Uhr begann das geduldige Warten auf das Defilé durch Colmar. Schon früh am Morgen versammelten sich Besucher und Teilnehmer entlang der Strassen, gespannt darauf, den historischen Umzug zu erleben. Die kalte Morgenluft und das erste Licht tauchten die malerische Stadt in ein fast magisches Ambiente, in dem Geschichte und Gegenwart miteinander verschmolzen. Jeder war voller Vorfreude, als die imposanten historischen Fahrzeuge und historisch gekleideten Reenactment-Teilnehmer ihren Weg durch Colmar antraten, um die Momente der Vergangenheit wieder aufleben zu lassen.
Während des Convoys und der darauf folgenden Zeremonie in Colmar war der Besucherandrang weiterhin gross. Zwar gab es zwischendurch kurze Momente zum Verschnaufen, doch ab dem Nachmittag füllte sich die Halle erneut bis an ihre Grenzen, sodass der Lärmpegel rapide anstieg. Glücklicherweise bot unsere Rückwand einen gewissen Schallschutz. Auch an diesem Tag führten zahlreiche interessante Gespräche zu wertvollen Rückmeldungen aus dem Publikum. Gegen 17:30 Uhr verabschiedeten sich drei unserer Mitglieder, die am nächsten Tag wieder arbeiten mussten, während andere Aussteller bereits mit dem Abbau ihrer Stände begannen – man war gespannt, wie viele Besucher am Montag noch erscheinen würden.
Der letzte Halbtag – Montag, 3. Februar 2025
Nach einer weiteren kurzen Nacht wurden wir am Montagmorgen vor allem von Schulklassen regelrecht überrannt. Das geschäftige Treiben, in dem viele Kinder unzählige Fragen stellten, war ein lebendiges Zeugnis dafür, wie lebendig die Erinnerung an diese Zeit noch ist. Um 12:00 Uhr endete schliesslich die Veranstaltung, und wir waren erschöpft von den vier intensiven Tagen in den Expo-Hallen. Glücklicherweise gelang es uns, zügig zusammenzupacken und bereits um 12:45 Uhr den Heimweg anzutreten.
Besuch von Schulkindern am Montagvormittag
La Libération de Colmar – 80 ans war eine beeindruckende Veranstaltung, die mit viel Engagement und hervorragender Organisation umgesetzt wurde. Colmar hat eine würdige Gedenkfeier auf die Beine gestellt und sich nicht lumpen lassen: Neben einer dreimal täglichen Verpflegung wurden auch die Hotelkosten übernommen, und all unsere Wünsche für den Stand wurden unkompliziert erfüllt. Dieses rundum gelungene Event, das Geschichte, Emotion und Leidenschaft miteinander verband, wird uns noch lange in Erinnerung bleiben.
Alle Fotos der Veranstaltung gibt es in der GALERIE