Basel und der Bomberkrieg

Vortragsreihe 60 - 90 Minuten - Jedes Ereigniss einzeln oder alle zusammen. 

Zwischen 1939 und 1945 erlebte die Stadt Basel über 500 Fliegeralarme, wobei die meisten dieser Angriffe in den Jahren 1944 und 1945 stattfanden. Als grenznahe und strategisch wichtige Stadt war Basel besonders gefährdet, obwohl die Schweiz zu dieser Zeit neutral war. Der Bombenkrieg hinterliess in der Region Spuren.

Die erste Bombardierung Basels ereignete sich in der Nacht vom 16. auf den 17. Dezember 1940, als britische Bomber aufgrund von Navigationsfehlern ihr Ziel, die deutsche Stadt Mannheim, verfehlten und stattdessen ihre Bomben über Basel und Binningen abwarfen. Dies war ein tragischer Vorfall, der trotz der Neutralität der Schweiz die Verletzlichkeit des Landes während des Krieges verdeutlichte. Die Nacht begann um 23:07 Uhr, als die erste Bombe vor dem Basler Bahnhof einschlug. Die Explosion war so stark, dass Fensterscheiben in der Umgebung zerbrachen und das Bahnhofsgebäude leicht beschädigt wurde. Auch der Taxichauffeur vor dem Hotel Bristol wurde durch die Druckwelle verletzt. Zwei Minuten später, um 23:09 Uhr, wurde der Fliegeralarm ausgelöst, der die Bevölkerung warnte. Weitere Bomben fielen auf den Winkelriedplatz und beschädigten mehrere Gebäude erheblich. Bei einer Explosion kam Frieda Zorn, die sich mit ihrer Tochter im Keller aufhielt, ums Leben – sie war das erste Todesopfer dieses Angriffs. Insgesamt fielen in der Nacht von Basel und Binningen mehrere Bomben, wobei auch die Züge und Infrastruktur der Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) beschädigt wurden. Die Feuerwehr und das Luftschutzbataillon waren schnell vor Ort, um die Schäden zu beheben und die Bevölkerung zu schützen.

In der Nacht gab es eine zweite Angriffswelle, die Binningen traf. Dort wurden weitere Bomben abgeworfen, wobei das Haus der Familie Zeller am Höhenweg 19 zerstört wurde. Bei dieser Explosion kamen Yvonne Zeller, ihre Mutter Valerie und deren Tochter Elisabeth ums Leben, als das Gebäude von den Bomben auseinandergerissen wurde. Der Vater der Familie konnte mit Hilfe von Nachbarn gerettet werden, während die Mutter und Tochter unter den Trümmern verschüttet wurden. Insgesamt forderte der Angriff fünf Todesopfer und hinterliess zahlreiche Verletzte. Die Schäden an Häusern und der Infrastruktur waren erheblich und erforderten umfangreiche Reparaturen, die am nächsten Morgen begannen.

Bomben auf Basel 1940_3

Höhenweg in Binningen nach der Bombardierung in der Nacht vom 16. auf den 17. Dezember 1940

Am 7. Oktober 1944 erfolgte ein weiterer bedeutender Angriff auf das Stauwehr Kembs nördlich von Basel. Dieser Angriff war Teil der alliierten Bemühungen, den Deutschen den Zugang zum Rhein zu verwehren, um ihre Truppenversorgung zu erschweren und den Vormarsch der Alliierten zu unterstützen. Das Wehr war strategisch wichtig, und die Royal Air Force (RAF) hatte den Befehl erhalten, es zu zerstören, bevor die Deutschen es selbst sprengen konnten, um die Umgebung zu fluten. Der Angriff wurde in zwei Wellen durchgeführt: Zuerst griffen Bomber im Tiefflug an, unterstützt von P-51 Mustang-Jägern, und dann erfolgte ein zweiter Angriff aus grösserer Höhe. Dabei wurden speziell entwickelte Tallboy-Bomben eingesetzt, die mit ihrem enormen Gewicht eine immense Zerstörungskraft besassen. Trotz intensiven Flakfeuers der Deutschen gelang es der RAF, Teile des Wehrs zu beschädigen. Ein späterer Angriff mit Mosquito-Bombern führte schliesslich zur Zerstörung zwischen zwei Pfeilern des Stauwehrs, wodurch der Wasserpegel des Rheins sank und der Schiffsverkehr unterbrochen wurde. Dies hatte weitreichende Auswirkungen auf die Region, da zahlreiche Schiffe strandeten und der Wasserstand in Basel erheblich fiel. Während des Angriffs stürzte eine Lancaster-Maschine der RAF ab, und vier Besatzungsmitglieder wurden von der Gestapo gefangen genommen und später erschossen. Diese grausame Tat blieb nach dem Krieg ohne strafrechtliche Konsequenzen für die Täter. Der Angriff auf das Stauwehr zeigte einmal mehr die Grausamkeit des Krieges und die Opferbereitschaft beider Seiten.

Gedenkveranstaltungen _12

Stauwehr Kembs bei Märkt 2024 und 1944

Der schwerste Angriff auf Basel fand am 4. März 1945 statt, als neun B-24 Bomber der US-amerikanischen 466th Bomb Group eine Vielzahl von Brisanz- und Brandbomben über der Stadt abwarfen. Trotz häufiger Fliegeralarme und der Einführung von Zivilschutzmassnahmen war die Bevölkerung Basels an diesem Tag besonders verwundbar. Viele Basler ignorierten die Alarmrufe und blieben in ihren Häusern, einige schauten sogar dem Luftkampf am Himmel zu. Um 10:00 Uhr begannen die Bomber, ihre tödliche Last abzuwerfen. Über 50 Brisanzbomben und 2000 Brandstabbomben trafen besonders das Gellert- und Breitequartier sowie das Gundeldinger- und Hochstrassengebiet. Der Angriff führte zu schweren Zerstörungen: Gebäude wurden zertrümmert, Dächer brannten, und viele Zivilisten kamen ums Leben oder wurden verletzt. Besonders betroffen war der Wolfbahnhof, an dem Eisenbahngleise und -wagen zerstört wurden, was die Industrie und den Verkehr erheblich beeinträchtigte. Die Feuerwehr und viele Hausfeuerwehren kämpften tapfer gegen die Flammen, doch aufgrund der zahlreichen Brandbomben konnte nicht jeder Brand schnell genug gelöscht werden. Der Angriff stellte eine enorme Belastung für die Bevölkerung dar und brachte zahlreiche Menschen in Lebensgefahr.

Früchte Kühlhaus

SBB Früchtehaus an der Münchensteinerstrasse nach dem Angriff 1945

Die ständige Bedrohung durch fremdländische Flugzeuge über Basel prägten das Leben der Basler Bürger, vor allem in den zwei letzten Kriegsjahren. Die Bombenangriffe von 1940 bis 1945 hinterliessen nicht nur physische, sondern auch emotionale Narben, die bei den Menschen, die diese Angriff erlebt haben, präsent sind. Der Zweite Weltkrieg und die damit verbundenen Luftangriffe machten die Verwundbarkeit selbst neutraler Staaten wie der Schweiz deutlich und erinnerten die Menschen an die Grausamkeit und die unvorhersehbaren Folgen des Krieges.


Basel und der Bomberkrieg_2

Basel und der Bomberkrieg_4Vortrag Basel und der Bomberkrieg_1Vortrag Basel und der Bomberkrieg_2

 

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.