Thematischer Unterricht / Führung in historischem Umfeld
Lehrplan 21 - Zeitreise 2
Der 2. Weltkrieg und die Schweiz
RZG.5 - Schweiz in Tradition und Wandel verstehen
RZG.6 - Weltgeschichtliche Kontinuitäten und Umbrüche erklären
RZG.7 - Geschichtskultur analysieren und nutzen
RZG.8 - Demokratie und Menschenrechte verstehen und sich dafür engagieren
Schweizer in Fremden Diensten - 2. Weltkrieg
Das Geschäft des Söldnerwesens hatte in der Schweiz eine lange und auch lukrative Tradition. Jeder König und Kaiser, der etwas auf sich hielt, hatte ein Schweizer Regiment. Über Jahrhunderte hinweg lebte teilweise jeder zehnte männliche Bürger davon. Im Jahr 1859 wurde das Söldnertum zwar offiziell verboten, aber der Dienst in fremden Armeen blieb weiterhin möglich. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde 1927 das Militärstrafgesetzbuch um das Kapitel "Schwächung der Wehrkraft" (Artikel 94) erweitert. Heute wird das Dienen in fremden Diensten mit bis zu drei Jahren Gefängnis bestraft.
Obwohl verboten, gab es auch im Zweiten Weltkrieg Schweizer Bürger, die sich aus unterschiedlichen Gründen entschieden hatten, Dienst in einer fremden Armee zu leisten.
So wurde Edgar "Billy" Wicht, 1920 in Corminboeuf-Fribourg geboren, bekam 1936 durch seine Ausbildung in England die britische Staatsbürgerschaft. 1937 wurde er Privatpilot. 1938 wurde er Pilot bei der Royal Air Force und flog im Juli 1939 Ansons bei der 233. Squadron. Er nahm an verschiedenen Bombardierungen zu Beginn des Krieges teil, bevor er bei einem Einsatz verwundet wurde. Nach seiner Genesung flog er unter anderem C-47 Transportmaschinen, um Fallschirmjäger in der Normandie abzusetzen und die Truppen in Arnheim zu versorgen.
Jean Zumbach, eigentlich Jan Eugeniusz Ludwig Zumbach, wurde in Polen als Schweizer geboren, hielt aber seine Nationalität geheim, um eine Karriere als Pilot in den polnischen Luftstreitkräften zu verfolgen. Nach der Niederlage Polens floh er über Rumänien und Beirut nach Frankreich, wo er für die französischen Luftstreitkräfte diente. Nach dem Zusammenbruch Frankreichs floh er nach Grossbritannien, wo er in der Royal Air Force Karriere machte und als Kommandeur der berühmten Jagdstaffel 303 während der Luftschlacht um England acht deutsche Flugzeuge abschoss. Er beendete den Krieg als Oberst und Geschwaderkommandeur mit insgesamt zwölf bestätigten Abschüssen.
Der Waffen-SS schlossen sich während des Krieges rund 2000 Männer an. Ein Grossteil hatte schon vor der Machtergreifung in Deutschland gelegt. Viele dieser jungen Männer fielen an der Ostfront. Sie wurden aber auch als Wachen in Konzentrationslagern eingesetzt oder, wie im Fall von Johannes Pauli im Rang eines SS-Hauptscharführers, als stellvertretender Lagerführer im KZ Bisingen. Nach Kriegsende floh Pauli in die Schweiz, wo er in Basel verhaftet und zu 12 Jahren Gefängnis verurteilt wurde.
Etwa 500 Schweizer Freiwillige schlossen sich während des Zweiten Weltkriegs der französischen Résistance oder den Truppen von General de Gaulle an. Nach der Niederlage Frankreichs im Sommer 1940 brach die in Nordafrika stationierte Fremdenlegion auseinander. Einige ehemalige Fremdenlegionäre folgten de Gaulles Aufruf und kämpften bei der Befreiung von Paris und Frankreich mit. Andere Schweizer schlossen sich in London oder Nordafrika dem Widerstand an und landeten nach der Befreiung Italiens in Südfrankreich.
Aber auch als Spione dienten Schweizer unter falscher Flagge, wie zum Beispiel Laura D’Oriano. Sie wurde 1943 in Italien als Spionin verurteilt, hingerichtet.
Die Lektion bietet die Möglichkeit, einen Einblick in das Leben als Schweizer in fremdem Dienst während des 2. Weltkrieges aufzuzeigen und die Schicksale einzelner zu beleuchten.
Buchbar als Geschichtslektionen im Klassenzimmer.