Thematischer Unterricht / Führung in historischem Umfeld

Lehrplan 21 - Zeitreise 1 

Unterwegs in die Neuzeit

RZG.5 - Schweiz in Tradition und Wandel verstehen

RZG.6 - Weltgeschichtliche Kontinuitäten und Umbrüche erklären

RZG.7 - Geschichtskultur analysieren und nutzen

Schweizer Söldner in Fremden Diensten

Torwache beim St. Alban Tor

Geschichte und Einfluss

Im Mittelalter und der frühen Neuzeit spielten Schweizer Söldner eine bedeutende Rolle auf den Schlachtfeldern Europas. Einer der bekanntesten Auftraggeber war der französische König Ludwig XIV., der große Teile seines Heeres mit eidgenössischen Kämpfern besetzte. Diese Truppen waren teuer und führten zu erheblichen Schulden des französischen Königs bei den Schweizern. François Michel Le Tellier de Louvois, der Kriegsminister Ludwigs XIV., soll einmal gesagt haben: „Sire, wenn Eure Majestät das Gold und Silber hätten, das Sie den Schweizern gegeben haben, könnten Sie die Landstraße von Paris bis Basel mit Talern pflastern.“

Der Bündner Gardekommandant Johann Peter Stuppa erwiderte darauf trocken: „Sire, es mag sein; aber wenn es möglich wäre, alles Blut, das unsere Nation zu Ihrer und Ihrer königlichen Vorfahren Erhaltung vergossen hat, zusammenzubringen, man könnte damit einen schiffbaren Kanal von Paris bis Basel machen.“ Diese Anekdote verdeutlicht die immense Zahl der Schweizer, die ihr Leben als Söldner für fremde Herrscher riskierten.

Die Ursprünge des Schweizer Söldnertums

Bereits im späten Mittelalter begann die Tradition des Schweizer Söldnertums, als eidgenössische Kämpfer in fremden Diensten standen. Die Burgunderkriege (1474-1477) waren ein Wendepunkt: Schweizer Truppen besiegten die gefürchteten Ritter von Herzog Karl dem Kühnen und zementierten ihren Ruf als nahezu unbesiegbare Kämpfer.

Der Begriff „Reisläufer“ leitet sich vom Wort „Reise“ ab, das auch Feldzug bedeutet. Diese Söldner genossen einen ausgezeichneten Ruf, was ihren hohen Preis rechtfertigte. Im 16. Jahrhundert erreichte das Schweizer Söldnertum seinen Höhepunkt. Schätzungen zufolge verdienten bis zu 40.000 von damals rund 600.000 Schweizern ihren Lebensunterhalt als Söldner im Ausland. Insgesamt dienten vom 15. bis zum 19. Jahrhundert etwa 1,5 bis 2 Millionen Schweizer in fremden Armeen, von denen etwa ein Drittel nie zurückkehrte.

Gründe für den Erfolg der Schweizer Söldner

Die Schweiz war zu jener Zeit kein Nationalstaat, sondern ein Bündnis souveräner Kantone, was den Dienst in fremden Heeren erleichterte. Es gab keine einheitliche Religion und wenig nationale Identität, was die Loyalität gegenüber ausländischen Herren verstärkte. Verträge sicherten der Schweiz im Kriegsfall das Recht, ihre Soldaten abzuziehen und für die eigene Verteidigung einzusetzen. Dadurch verfügte die Eidgenossenschaft über ein erstklassiges stehendes Heer, ohne selbst für die teure Ausrüstung und Ausbildung aufkommen zu müssen.

Ein weiterer Vorteil war die strategische Lage der Schweiz in Europa. Die Eidgenossenschaft diente als Pufferzone zwischen Mächten wie Frankreich, Habsburg-Österreich, Savoyen und Spanien-Mailand. Sie war ein wichtiger Sammelplatz für Heere und garantierte den sicheren Durchmarsch über die Alpenpässe.

Wirtschaftliche Bedeutung und soziale Auswirkungen

Die Schweizer Söldnerwirtschaft war nicht nur militärisch, sondern auch wirtschaftlich bedeutend. Schweizer Banken, die bereitwillig Kredite gewährten, und eine blühende Rüstungsindustrie profitierten vom Söldnerwesen. Der französische König Ludwig XI. stellte bereits 1480 ein Schweizer Hilfskorps auf und gewährte den Soldaten fiskalische Privilegien.

Die Kantone Uri und Schwyz konnten dank der Einnahmen aus den französischen Pensionen über Jahrhunderte auf Steuern verzichten. Der Berner Chronist Valerius Anshelm nannte den französischen König daher eine „milchkü“. Zusätzlich genossen eidgenössische Kaufleute Handelsprivilegien, die ihnen zollfreien Handel in Frankreich und Mailand ermöglichten.

Das Leben der Söldner und der gesellschaftliche Wandel

Das Leben eines Söldners war hart und gefährlich. Zu Beginn lockte die Aussicht auf reichen Sold: Ein Söldner verdiente oft doppelt so viel wie ein Maurer oder Erntehelfer. Doch im Laufe der Zeit sanken die Löhne, und gegen Ende des 18. Jahrhunderts verdienten Maurer zwei- bis dreimal so viel wie einfache Soldaten. Viele Söldner konnten sich kaum noch Kleidung und Essen leisten und mussten um Vorschüsse bitten, was sie zu längeren Dienstzeiten zwang.

Trotz der Härten blieb das Söldnertum attraktiv, insbesondere für junge Männer vom Land, die abseits der Landwirtschaft kaum Verdienstmöglichkeiten hatten. Die Felder wurden nur in der wärmeren Jahreshälfte bestellt, während die Winter lang und eintönig waren.

Die Beteiligung von Frauen und der Niedergang des Söldnerwesens

Auch Frauen spielten im Söldnerwesen eine Rolle, indem sie die Truppen begleiteten und logistische Aufgaben wie Waschen und Kochen übernahmen. Sie pflegten verletzte oder kranke Söldner und waren in die Rekrutierung und Buchhaltung involviert.

Das Söldnerwesen endete schließlich im 19. Jahrhundert. 1848 wurde es aus staatspolitischen Gründen verboten, um die Selbstbestimmung der Schweiz zu schützen. Der Zürcher Politikwissenschaftler Albert Stahel betont, dass der Schweizer Staat die Einmischung fremder Mächte verhindern wollte.

Torwache beim St. Alban Tor

Schweizer Söldner in verschiedenen Ländern

Frankreich, 1453–1830

Frankreich war über vier Jahrhunderte der wichtigste Vertragspartner der Eidgenossen. Über 90 Schweizer Verbände dienten dort, darunter die „Hundertschweizer“, die erste stehende Schweizer Truppe im Ausland. Diese Verbände unterstützten die Valois gegen Burgund, die Hugenotten und Habsburg und kamen unter den Bourbonen während deren Expansionspolitik und in den Revolutionszeiten zum Einsatz.

Königshaus der Valois (1480–1589) - Die Schweizer Truppen unterstützten die Valois-Dynastie gegen ihre zahlreichen Feinde.
Königshaus der Bourbonen (1589–1792) - Die Bourbonen setzten auf die Schweizer für ihre militärischen Unternehmungen und zur Verteidigung ihrer Macht.

Heiliger Stuhl, seit 1506

Insgesamt 21 Schweizer Verbände dienten dem Papst und unterstützten den Ausbau des Kirchenstaates. Sie stellten die Leibgarden des Papstes und seiner Legaten. Auch heute noch sind 110 Schweizergardisten für die Sicherheit des Papstes verantwortlich, eine Tradition, die bis ins Jahr 1506 zurückreicht.

Niederlande, 1568–1829

31 Schweizer Verbände kämpften in niederländischen Diensten, zunächst für den Freiheitskampf der Vereinigten Niederlande und später für die Niederländische Ostindien-Kompanie sowie die Monarchie des Vereinigten Königreiches der Niederlande.

Venedig, 1573–1719

Die Republik Venedig wurde von 12 Schweizer Verbänden unterstützt. Diese halfen Venedig, sich gegen die Osmanen zu verteidigen und ihre Kolonien zu schützen, bis die Stadt 1797 von Napoleon besetzt wurde.

Spanien, 1574–1835

Dreißig Schweizer Verbände dienten in spanischen Diensten, darunter die Königsdynastien der spanischen Habsburger und Bourbonen sowie kurzzeitig König Joseph I., der von Napoleon eingesetzt worden war.

Genua, 1575–1779

Die Seerepublik Genua stellte acht Schweizer Verbände in Dienst, darunter eine Schweizer Garde, um ihre militärischen und politischen Ziele zu unterstützen.

Lothringen, 1581–1767

Das Herzogtum Lothringen verfügte ab 1581 über eine Schweizergarde. Diese diente bis 1767, als Lothringen in österreichische Hände fiel und die Garde nach Wien verlegt wurde.Savoyen/Sizilien/Sardinien, 1582–1848

Schweizer Truppen dienten in den Armeen von Savoyen, Sizilien und Sardinien, wo sie die lokalen Herrscher unterstützten und halfen, ihre Gebiete zu verteidigen.


Die Lektion bietet die Möglichkeit, das Leben der einfachen Soldaten auf dem Feldzug aufzuzeigen. Ihre Nöte, Ängste und Hoffungen. Dazu werden anhand von historischen Artefaktenn, Materialien und Klidungen und Waffen Schutz und Strategien erläutert. 

Buchbar als Geschichtslektionen im Klassenzimmer oder als interaktiven Lernaktivität in historischem Umfeld.

 

 

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